Bericht des Südanzeiger:

„Wir sind keine Partei, sondern ein Verein und wir sind offen für alle, auch für Mitglieder anderer Parteien“ stellte Rolf Ricker, der Vorsitzende der Wählergemeinschaft Pro Augsburg eingangs fest. Erfreut über die Resonanz auf die Einladung – über 50 Personen waren ins Arthotel ANA Style gekommen – zeigten sich Ricker, Stadtrat Thomas Lis, Peter Boegler, Daniela Frumert und stellv. Fraktionsvorsitzender Dr. Rudolf Holzapfel. Es gehe an diesem Abend nicht um Lösungen, auch nicht um bundespolitische Themen, sondern um konkrete lokale Probleme, die von den Bürgern einfach mal benannt werden sollten, erklärte Ricker.

Die Streckenführung der geplanten Straßenbahnlinie nach Königsbrunn war der erste Punkt zu dem sich Bürger zu Wort meldeten. Kritik kam vor allem wegen der mangelnden Bürgerbeteiligung im Vorfeld. Das Problem sei vor allem der künftig wegfallende Busverkehr, für den offenbar bei den Stadtwerken keine Lösung bestehe. „Interessanterweise wurde einem Baumarkt die Genehmigung verweigert, weil der Inninger Straße ein Verkehrskollaps drohe“, bemerkte ein Bürger, „aber künftig werde hier aber alle paar Minuten ein Straßenbahnzug kreuzen.“ Die Verlängerung der Straßenbahnlinie ist seit 40 Jahren im Gespräch, dabei sei immer die alte B 17 als Trasse genannt worden. Tenor aller Redebeiträge an diesem Abend war, dass hier an den Bedürfnissen der Bürger vorbei geplant und auf Biegen und Brechen eine Straßenbahnlinie fernab von der Wohnbebauung durch ein menschenleeres Gebiet gezogen werde, das mal das Wohngebiet Haunstetten West werde. Das Ganze sei politisch gewollt und es gehe nur um die Erlangung von Fördermitteln, vielleicht um andere Löcher damit zu stopfen.
Zum ‚Thema Bus erklärte Ricker: „Das einzige was man von den Stadtwerken hört ist, dass der Schnellbus 733 von Königsbrunn eingestellt wird. Alles Andere ist in der Schwebe; da ist überhaupt nichts bekannt.“
Deutlich kam aus der Versammlung die Forderung nach einer gemeinsam von Stadt und Stadtwerken abzuhaltenden Informationsveranstaltung. Sich dafür einzusetzen versprachen die Pro Augsburg Vertreter.
Ob es bei den Wortmeldungen um den Öffentlichen Personen-Nahverkehr ging, um eine geplante Satellitenstadt Haunstetten-West oder um die Infrastruktur im Stadtteil allgemein, stets wurde die rapid sinkende Wohn- und Lebensqualität in Haunstetten bemängelt. Vor allem ältere gebürtige Haunstetter erklärten unter Beifall, sie würden ihre Stadt nicht mehr erkennen: „Alte, schöne und sicher sanierungsfähige Häuser werden abgerissen und durch gesichtslose Flachdachblöcke ersetzt, die Bevolkerung wächst und wächst und verdrängt auch noch das letzte Grün aus dem Stadtbild!“
Etwas von der vielfach schwindenden Wohnqualität wieder zurückzugewinnen, daran liege ihm auch selbst, betonte Ricker. „Zum Beispiel hätte ich gern ein Stadtteilzentrum, aber wo könnte ein solches entstehen?“ Hier sei er für Vorschläge dankbar, auch was die Entwicklung der Hofackerstraße angehe. Überhaupt müsse sich die Bevölkerung Haunstettens zusammenschließen, sich organisieren um Gehör zu finden. Das bestätigte auch Stadtrat Thomas Lis anhand des Beispiels Pfersee: „Dort gibt es eine starke Aktionsgemeinschaft; die ist zwar für Verwaltung und Stadtregierung alles andere als bequem, aber sie agiert erfolgreich und ihre Stimme wird gehört!“
Mit diesem Aufruf, sich zu organisieren, um etwas zu erreichen, schloss Rolf Ricker nach über zwei Stunden die Versammlung, mit dem Versprechen, auch im nächsten Jahr die Bürger auf diese Art zu Wort kommen zu lassen.

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